F-27 WIEDERBELEBUNG

Irgendwo zwischen den Seiten
hockt mein Erstgeborener, entwischt mir
immer wieder hinter die Buchstaben,
ich hör nur sein Lispeln durch die Zahnlücken,
seh immer wieder voller Angst im weißen
Gesicht den winzigen Bluttropfen,
der am Abend den halben Körper bedeckt:
die zarteste Berührung bleibt haften
als schwarzer Abdruck. Das ist nicht wahr:
ich könnt mir die Augen ausreißen vor Schmerz.
Trotzdem tausch ich Speichel und Blut
mit ihm, und meine behutsame Hoffnung
öffnet ihm wieder den Mund: er atmet,
lächelt, winkt mit zerstochenen Händchen,
und die Tage springen, im Handumdrehen
wächst er heran zu meiner Gestalt,
in der Faust seinen Schwanz, aus dem er
sein samenhelles Blut quetscht.

(19.3.1981)

(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)

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